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Klagelied 2 - Die Bibel. Übersetzung von Benjamin Fotteler, 2022 bible

Klagelied 2

¹Wie verdüsterte der HERR in seinem Zorn die Tochter Zion? Er schleuderte vom Himmel auf die Erde hinab die Berühmtheit Israels und gedachte nicht des Schemels seiner Füße am Tag seines Zornes.

²Der HERR versenkte, da er nicht geschont hat, alle Blüten Jakobs; er brach in seiner Wut die Festungen der Tochter Juda ab, leimte sie in die Erde, er entweihte ihren König und ihre Fürsten.

³Er brach im Zorn seiner Wut jedes Horn Israels zusammen, er wandte seine Rechte ab zu den hinteren Dingen vorm Angesicht des Feindes und zündete in Jakob wie eine Feuerflamme an, und er verzehrte alles ringsum.

⁴Er spannte seinen Bogen wie ein Feind, machte seine Rechte hart wie ein Gegner und tötete alle Begehrlichkeiten meiner Augen im Zelt der Tochter Zion, er goss wie Feuer seine Wut aus.

⁵Der HERR wurde wie ein Feind, er versenkte Israel, er versenkte alle ihre Paläste, er verdarb seine[1] Festungen und mehrte in der Tochter Juda Demütigendes und Demütigendes.

⁶Und er breitete wie ein Weinstock sein Zelt aus, er verdarb sein Fest; der HERR vergaß, welcher in Zion gewirkt hat, Fest und Sabbat, und er reizte im Schnauben seines Zorns König und Priester und Fürst.

⁷Der HERR verstieß seinen Altar, er verwarf[2] sein Heiligtum, er zerschmetterte mit Feindeshänden die Mauern ihrer Paläste; sie gaben die Stimme im Hause des HERRN wie am Festtag.

⁸Und der HERR sprach, um die Mauer der Tochter Zion zu verderben; er spannte die Messschnur aus, er wandte seine Hand nicht ab vom Zertreten; und er beklagte die Vormauer und die Mauer war einmütig kraftlos.

⁹Ihre Tore wurden in die Erde gerammt, er zerstörte und zermalmte ihre Riegel; ihr König und ihre Fürsten sind unter den Nationen; da ist kein Gesetz, ja auch ihre Propheten sehen kein Gesicht[3] vom HERRN.

¹⁰Es setzen sich auf die Erde, es schweigen die Ältesten der Tochter Zion, sie lassen Staub aufsteigen auf ihr Haupt, sie umgürten sich Säcke; sie führten zur Erde hinab die anführenden Jungfrauen in Jerusalem.

¹¹Es schwinden mit Tränen meine Augen, mein Herz wird verwirrt, mein Ruhm wird ausgeschüttet auf die Erde wegen der Zerstörung der Tochter meines Volkes, währenddem Unmündiges und Säugling schwinden in den Straßen der Stadt.

¹²Zu ihren Müttern sprechen sie: „Wo ist Korn und Wein?“, währenddem sie ermatten wie Verwundete in den Straßen der Stadt, währenddem ihre Seelen sich ausschütten in den Schoß ihrer Mütter.

¹³Was werde ich dir bezeugen, oder was werde ich mit dir vergleichen, Tochter Jerusalem? Wer wird dich retten und dich[4] trösten, Jungfrau, Tochter Zion? Denn groß wurde der Kelch deiner Zerschmetterung. Wer wird dich heilen?

¹⁴Deine Propheten sahen für dich Nichtigkeit und Torheit und enthüllten nichts über deine Ungerechtigkeit, um deine Gefangenschaft abzuwenden; und sie sahen für dich verstoßene und nichtige Annahmen.

¹⁵Es klatschen alle in die Hände, die am Weg vorübergehen, sie zischen und schütteln ihren Kopf über die Tochter Jerusalems: „Ob dies die Stadt ist“, werden sie sagen, „der Kranz der Herrlichkeit, die Fröhlichkeit der ganzen Erde?“

¹⁶Alle deine Feinde öffnen ihren Mund wider dich, sie zischen und knirschen die Zähne, sie sagen: „Wir haben sie verschlungen! Außerdem ist dies der Tag, welchen wir erwarteten; wir haben ihn gefunden, wir haben ihn gesehen.“

¹⁷Der HERR tat, was er beherzigt hat, er erfüllte sein Wort, was er von den uranfänglichen Tagen geboten hat; er riss nieder und schonte nicht, und er ließ den Feind über dich frohlocken, erhöhte das Horn dessen, der[5] dich bedrängt.

¹⁸Ihr Herz brüllte zum HERRN. Mauer Zions, leite wie einen Sturzbach Tränen hinab Tag und Nacht, du sollst dir selbst keine Ausnüchterung geben; es halte still,[6] Tochter, dein Auge!

¹⁹Stehe auf, juble in der Nacht zum Beginn deiner Wache, schütte wie Wasser dein Herz aus gegenüber dem Angesicht des HERRN, hebe zu ihm deine Hände für die Seele deiner Unmündigen, die im Hunger ermatten beim Anfang aller Ausgänge!

²⁰Sieh, HERR, und blicke darauf, wem du so Nachlese gehalten hast! Ob Frauen ihre Leibesfrucht essen werden? Verfertigt der Koch die Nachlese?[7] Werden Unmündige, die an Brüsten saugen, ermordet werden? Werden im Heiligtum des HERRN Priester und Propheten getötet?

²¹Es liegen auf der Erde der Ausgänge das Kindlein und der Alte; meine Jungfrauen und meine jungen Männer gingen in die Gefangenschaft; mit Schwert und mit Hunger[8] hast du getötet, am Tag deines Zorns zerfleischtest du,[9] du schontest nicht.

²²Er hat den Festtag meiner Fremdlingschaft ringsumher ausgerufen, und am Zornestag des HERRN gab es keinen, der sich durchbrachte und übrig blieb, wie ich obwaltete, und ich mehrte alle meine Feinde.