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Klagelied 3 - Die Bibel. Übersetzung von Benjamin Fotteler, 2022 bible

Klagelied 3

¹Ich bin der Mann, der Bettelarmut erblickt hat durch die Rute seiner Wut wider mich.

²Er hat mich genommen und mich in die Finsternis abgeführt, und nicht ins Licht.

³Überdies wandte er an mich seine Hand den ganzen Tag.

⁴Er machte mein Fleisch und meine Haut alt, meine Knochen zerbrach er.

⁵Er hat gegen mich aufgebaut und mein Haupt umringt und sich gemüht.

⁶In Finsternissen machte[1] er mich wie Tote der Ewigkeit.

⁷Er hat gegen mich vermauert, und ich kann nicht herausgehen, er beschwerte mein Eisen.

⁸Ja ich werde auch schreien und brüllen, er versperrt mein Gebet.

⁹Er hat meine Wege vermauert, hat meine Pfade versperrt, hat verwirrt.

¹⁰Ein lauernder Bär ist er mir, wie ein Löwe im Verborgenen.

¹¹Er hat mich, den Abgefallenen, verfolgt und aufhören gemacht, er hat mich zunichte[2] gemacht.

¹²Er hat seinen Bogen gespannt und mich aufgestellt wie ein Ziel für den Pfeil.

¹³Er hat seines Köchers Geschosse in meine Nieren hineingeführt.

¹⁴Ich wurde zum Gelächter für das ganze Volk, ihr Saitenspiel den ganzen Tag.

¹⁵Er sättigte mich mit Bitterkeit, er berauschte mich mit Galle.

¹⁶Und er schlug mit einem Kiesel meine Zähne aus, er fütterte mich mit Asche.

¹⁷Und er verstieß aus dem Frieden meine Seele, ich vergaß das Gute.

¹⁸Und ich sprach: „Verloren ging mein Sieg und meine Hoffnung vom HERRN.“

¹⁹Ich gedachte meiner Bettelarmut und meiner Galle[3] und Bitterkeit[4] von meiner Verfolgung!

²⁰Meine Seele wird wider mich schwatzen und gedenken.

²¹Dieses werde ich in mein Herz einordnen, deshalb werde ich harren.

²²Die Erbarmungen des HERRN sind’s, dass er mich übrig gelassen hat, dass seine Bemitleidungen nicht beendet worden sind.[5]

²³Neu sind sie an den Morgen, groß ist deine Treue.

²⁴Mein Teil ist der HERR, spricht meine Seele, deshalb werde ich harren.

²⁵Gut ist der HERR zu denen, die auf ihn harren, zu der Seele, welche ihn suchen wird.

²⁶Gut ist’s und sie wird harren und ruhig sein für das Heil des HERRN.

²⁷Gut ist’s für einen Mann, wann er das Joch in seiner Jugend hebt.

²⁸Er wird für sich alleine sitzen und still sein, weil er’s auf sich selbst gehoben hat.

²⁹[6]Er wird seinen Mund in den Staub hingeben, falls Hoffnung da ist.

³⁰Er wird seine Wange dem hingeben, der ihn schlägt, er wird mit Beschimpfungen gesättigt werden.

³¹Denn der Herr wird nicht bis in die Ewigkeit verstoßen;

³²denn der, der erniedrigt hat, wird bemitleiden gemäß der Fülle seiner Barmherzigkeit.

³³Denn er hat nicht fern seines Herzens geantwortet und die Söhne des Mannes erniedrigt.

³⁴Um alle Gefangenen der Erde zu erniedrigen unter seinen Füßen,

³⁵um das Gericht des Mannes zu beugen gegenüber dem Angesicht des Höchsten,

³⁶um den Menschen zu verurteilen, währenddem er rechtet, hat der HERR nicht gesprochen.

³⁷Wer hat so gesprochen, und es ist geschehen? Der HERR hat’s nicht geboten.

³⁸Aus dem Mund des Höchsten werden nicht herauskommen die schlechten Dinge und das Gute.

³⁹Was wird der Mensch murren, der lebende Mann über seine Sünde?

⁴⁰Unser Weg wird ausgekundschaftet und geprüft, und wir wollen uns hinwenden zum HERRN.

⁴¹Wir wollen unsere Herzen hinaufnehmen auf den Händen[7] zum Hohen im Himmel!

⁴²Wir haben gesündigt, wir haben gefrevelt, und du wurdest nicht versöhnt.

⁴³Du hast uns mit Wut umhüllt und verjagt; du hast getötet und nicht geschont.

⁴⁴Du hast dir selbst eine Wolke umhüllt wegen des Gebets.

⁴⁵Dass ich erblinde und verstoßen werde, setztest du uns inmitten der Völker.

⁴⁶Es öffneten wieder uns ihren Mund alle unsere Feinde.

⁴⁷Furcht und Unruhe[8] entstand in uns, Erhebung und Zerschmetterung.

⁴⁸Die Wasserfluten wird mein Auge herableiten aufgrund der Zerstörung der Tochter meines Volkes.

⁴⁹Mein Auge wird verschlungen[9] und kann nicht ruhen, sodass es keine Ausnüchterung gibt,

⁵⁰bis sich der HERR vom Himmel hervorbeugt und sieht.

⁵¹Mein Auge hält Nachlese über meine Seele neben allen Töchtern der Stadt.

⁵²Jagend jagen mich meine Feinde umsonst[10] wie ein Spätzchen.

⁵³Sie töten in der Grube mein Leben und setzen einen Stein auf mich.

⁵⁴Wasser schwemmten über mein Haupt; ich sprach: „Ich bin verstoßen!“

⁵⁵Ich habe deinen Namen angerufen, HERR, aus der untersten Grube.

⁵⁶Meine Stimme hast du gehört: „Du sollst dein Ohr nicht verbergen vor meiner Bitte.“

⁵⁷Zu meiner Hilfe bist du genaht am Tag, an welchem ich dich angerufen habe; du hast gesagt: „Fürchte dich nicht!“

⁵⁸Du hast entschieden, HERR, die Rechte meiner Seele, du hast mein Leben erlöst.

⁵⁹Du hast gesehen, HERR, meine Verwirrung; du hast mein Gericht entschieden.

⁶⁰Du hast gesehen ihre ganze Rache, auf all ihre Überlegungen über mich.

⁶¹Du hast gehört all ihr Schimpfen, alle ihre Anschläge gegen mich,

⁶²die Lippen derer, die wider mich aufstehen, und ihre Übungen gegen mich den ganzen Tag,

⁶³ihr Sitzen und ihr Aufstehen; blicke auf ihre Augen.

⁶⁴Vergilt ihnen Vergeltungen, HERR, gemäß den Werken ihrer Hände!

⁶⁵Vergilt ihnen als Bedeckung meines Herzens Not.

⁶⁶Verfolge du sie im Zorn und tilge sie hinweg unterhalb des Himmels, HERR.